Mit Büchern verreisen – 3 Lesetipps für die Zeit zuhause!

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Unser Grafiker und seine Familie empfehlen 3 Bücher, die in der Zuhause-Zeit auf schöne Gedankenreisen entführen: Ins antike Ägypten, in die Nachbarschaft und einmal sogar um die ganze Welt. – Viel Spaß!

Asterix und Kleopatra

René Goscinny und Albert Uderzo

Mein Lieblings-Asterixband ist „Asterix und Kleopatra“. Man kann nach Ägypten reisen und herausfinden, was vor ungefähr 2500 Jahren dort mit Cäsar und Kleopatra los war. Die Königin Kleopatra geht eine Wette mit Julius Cäsar ein und möchte ihm beweisen, dass ihr Volk sehr wohl noch tolle Pyramiden oder Tempel  bauen kann, nicht nur früher! Um dies zu beweisen, soll Architekt Numerobis einen Palast bauen. Und das in 3 Wochen! Numerobis lädt Miraculix nach Alexandria ein damit Miraculix ihm helfen kann. Beide haben sich auf einer Reise kennengelernt. Asterix, Idefix und Obelix begleiten den Druiden und helfen Numerobis auch als sein Feind Pyradonis den Bau verhindern will. Und – ihr könnt es euch denken – alles geht gut aus und am Ende gibt es natürlich das große Fest im gallischen Dorf.

Ich finde diesen Comic so gut, weil in diesem Asterix-Band eine der lustigsten Obelix-Szenen vorkommt: „Obelix, schneide drei Stücke von diesem Kuchen ab!“ Manchmal spielen wir das auch am Esstisch nach. Auf der Seite 21 erfahrt ihr auch, warum die Sphinx so aussieht wie sie eben aussieht. Obelix ist da nicht ganz unschuldig dran… Mit Asterix und Obelix kann jeder ganz bequem vom Sofa aus auf Zeitreise gehen, ohne raus zu müssen.

Bent, 10 Jahre

Egmont Verlag, 12 €, 48 Seiten, ab 6 Jahre

 

 

 

Stephanie Quitterer: Hausbesuche

Wer hat sich noch nicht gefragt, welchen Beruf wohl der Nachbar mit dem Peugeot hat oder was das Geheimnis der Nachbarin ist, warum ihre Balkonblumen immer so herrlich bunt und buschig Richtung Himmel wachsen? Oder wer da schlicht und einfach wohnt, in der Wohnung gegenüber. Einfach mal fragen, wäre eine Möglichkeit, den Antworten etwas näher zu kommen.

Auf dem Land ist es gefühlt einfacher als in der Stadt mit den Nachbar in Kontakt zu kommen. Je größer die Stadt desto schwieriger ist es, die Menschen  im Haus oder nebendran wirklich enger kennenzulernen.

Stephanie Quitterer beweist das Gegenteil. Die Regieassistentin aus  Berlin-Prenzlauer Berg wollte es wissen. Und zwar in ihrer Elternzeit. Sie ging los. Mal mit Baby Marie, mal ohne. Aber immer mit einem selbstgebackenen Kuchen. Insg. waren es 200 Stück – das war die Wette.

Sie trifft auf Paradiesvögel, skateboardliebende Teenager, einen Swingerclub und viele, viele weitere Nachbarn in ihrer kleinen Straße. Insgesamt 200 zunächst fremde Menschen – das war die Wette.

Locker, teilweise poetisch und mit Selbstironie an der richtigen Stelle macht Stephanie Quitterer Mut, einfach mal loszuziehen, auf andere zuzugehen und sich ihre Geschichten anzuhören. Oft passieren dann kleine Wunder, die Tür öffnet sich und am Ende hatten wir nicht nur einen netten Kaffeeplausch sondern können uns über eine neugewonnene Babysitterin, bahnbrechende Entdeckungen und vielleicht sogar eine Freundschaft freuen. Stephanie Quitterer nimmt uns stellvertretend mit in die Wohnungen nebenan – wir können das im Moment ja nicht selbst. Einen duftenden Kuchen oder ein gemaltes Bild vor die Wohnungstür gegenüber legen – das geht aber schon! 🙂

Bents Mum Yvonne

Knaus Verlag, 16,99 €, 241 Seiten

 

 

 

Bernard Moitessier: Der verschenkte Sieg

Ende der sechziger Jahre lobte die Londoner Sunday Times den „Golden Globe“ aus für die erste Weltumsegelung allein und ohne Zwischenstopp. Verschiedene Abenteurer brachen auf zu dieser langen Reise, die noch nie ein Mensch versucht hatte. Die meisten Teilnehmer mussten früher oder später abbrechen, einer funkte gefälschte Standortdaten, drehte aber nur Kreise auf dem Nordatlantik und verschwand schließlich.

Die Segler waren ohne GPS, Satellitentelefon und wenig anderen Möglichkeiten, Kontakt zu halten und Positionen durchzugeben, auf sich selbst gestellt – und wussten auch nicht, wer noch im Rennen war oder an welcher Position sie gerade waren.

Einer der Favoriten ware der segelerfahrene Franzose Bernard Moitessier, der bereits eine lange Nonstopreise hinter sich hatte. Er startete von Plymouth und umsegelte das Kap der guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas. Danach führte die Route auf der Südhalbkugel durch die antarktischen Gewässer, an Australien vorbei und um das Kap Hoorn. Damit hatte er die schwierigsten Gewässer hinter sich gelassen und war quasi auf der Heimreise – und hätte rechnisch mit seinem schnelleren Boot den vor ihm liegenden Briten Robin Knox-Johnston überholen können.

Aber ihm überkam im Südatlantik Zweifel, ob er mit der Aufmerksamkeit, die ein Sieg brachte, umgehen konnte – oder mit der »Verdammnis«, die ein Misserfolg mitbrächte. Er bog deshalb ab von der Route des Rückweges, umrundete nochmal Afrika und kehrte zu seiner geliebten Südseeinsel Tahiti zurück. Dort schrieb er einen spannenden Reisebericht über dieses Rennen, mit vielen Details über die Fahrt und den Alltag inklusiver der in diesem Fall selbstgewählten Isolation auf einer Nonstop-Umsegelung – und mit vielen zivilisationskritischen und philosophischen Betrachtungen, die seine Entscheidung rechtfertigen sollten.

Ein spannendes Buch, eine vielseitige Erzählung und großartige Gelegenheit, dem Alltag der Quarantänewohnung mit den langen Tagen auf der Ozeandünung einer Weltumsegelung zu tauschen.

Bents Papa Arnd

Delius Klasing Verlag, 14,90 €, 260 Seiten
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