Spielgruppe mit Arbeitsplatz

Familienleben
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Spielgruppe mit Arbeitsplatz

Familie und Job leichter vereinbaren – mit „Little Birdies“ verfügt Bamberg über ein Eltern-Kind-Büro als zusätzliches Betreuungsangebot

Mit dem Kind auf dem Schoß konzentriert am Laptop arbeiten? Allen Nicht-Eltern entlockt diese Vorstellung nur ein mitleidiges Lächeln. Die meisten Mütter und Väter haben diese oder ähnlich stressige Das-muss-trotzdem-in-zwei-Stunden-fertig-sein-Situationen jedoch mit Sicherheit schon mindestens einmal erleben müssen.  Loan Pham Duc auch – ihre Lösung für solche Situationen: die Gründung des Bamberger Eltern-Kind-Büros „Little Birdies“. Ein Besuch.

Schon im Eingangsbereich des Bürgerhauses höre ich fröhliches Glucksen und sehe als erstes ordentlich aufgereihte Schuhpaare – drei große und drei winzig kleine. Insgesamt nutzen derzeit fünf Eltern das Angebot des gerade gegründeten Eltern-Kind-Büros „Little Birdies“. Die Weihnachtsferien sind gerade erst vorbei und bedeuteten für die Startphase des neuen Bamberger Betreuungsangebotes Anfang Dezember gleich eine lange zeitliche Zäsur. Dennoch wirkt die Atmosphäre in den Räumen des Bürgerhauses neben der Brose Arena entspannt und sehr familiär. Das ist wichtig, denn genau wie in einer Krippengruppe bietet „Little Birdies“ die Betreuung von Kleinstkindern im Alter von 6 Monaten bis 3 Jahren an. Der entscheidende Unterschied: Mama bzw. Papa sind während der Betreuungszeit präsent und haben parallel die Möglichkeit, im benachbarten Büroraum ihrer Arbeit nachzugehen.

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Im Bürgerhaus in der Rosmarinweg im Süden Bambergs bietet Loan den großen Raum mit den zahlreichen Holztischen und –Stühlen als mobiles Büro für Eltern an, während der angrenzende Raum als farbenfrohes Spielzimmer eingerichtet ist. „Wir haben auch eine Teeküche und den Parkplatz direkt vor dem Haus“, freut sich die 35-Jährige, die die Räume derzeit montags bis donnerstags an den Vormittagen für ihr Eltern-Kind-Büro mietfrei nutzen darf. Mit diesem Angebot des Stadtteilmanagements konnte sie nach langer erfolgloser Raumsuche ihr Angebot für berufstätige Familien im Dezember endlich realisieren – auch für ihren einjährigen Sohn Damian, der sich hier offensichtlich schon wohl fühlt und beide Räume begeistert erkundet. Die Idee dafür brachte Loan aus Potsdam mit, von wo sie mit ihrer Familie vor einem Jahr nach Bamberg gezogen ist. Dort nutzte sie ein Eltern-Kind-Büro mit ihrer jetzt dreijährigen Tochter Tamina. „Es klappt mit dem Arbeiten sicherlich nicht jeden Tag gleich gut“, gibt sie zu, „dennoch war und ist es für uns die ideale Lösung, wenn man in Ruhe arbeiten und dennoch seine Kinder nicht in eine Fremdbetreuung geben möchte.“ Als erweiterte Spielgruppe mit Arbeitsplatz tituliert Loan ihr Angebot, das vor allem für Eltern von Kindern bis zu drei Jahren die Möglichkeit bietet, ihr Kind selbst zu betreuen und dennoch ihrer Arbeit nachgehen zu können, wenn diese örtlich unabhängig ist. „Derzeit sind hier Eltern vertreten, die selbstständig bzw. freiberuflich arbeiten, im Homeoffice tätig sind oder studieren“, erklärt Loan. Für 150 € bzw. 75 € im Monat können sie einen Voll- bzw. Teilzeitplatz bei den „Little Birdies“ buchen. Dafür  erhalten sie an vier Vormittagen einen Arbeitsplatz mit WLAN und betreuten Spielmöglichkeiten für ihren Nachwuchs durch die Pädagogik-Studentin Tamara, die bereits seit vielen Jahren Kinder persönlich betreut und bei den „Little Birdies“ dafür angestellt ist. „Die generelle Aufsichtspflicht verbleibt dennoch bei den Eltern“, betont Loan, die mit jeder Familie einen entsprechenden Vertrag abschließt. Sie möchte Eltern mit ihrem Angebot die Chance geben, ihr Kind nicht extern betreuen lassen zu müssen, aber trotzdem ihrem Beruf nachgehen zu können. Auch für die angespannte Situation bezüglich der Krippenplätze in Bamberg soll das Büro eine Alternative bieten. Als solche nutzt z.B. Journalist Jörn das Angebot für seine 1,5 Jahre alte Tochter Ella seit Dezember. „Wir müssen noch bis zum Mai die zeitliche Lücke zu unserem Krippenplatz überbrücken“, erzählt er. „Ich kann mit Laptop und Telefon meine Arbeit überall erledigen. Wenn wir hier sind, verschaffe ich meiner Frau mit unserem Neugeborenen daheim Freiräume, und Ella übt schon mal den Kontakt zu anderen Kindern.“ Der Magazin-Journalist hat außerdem noch einen fünfjährigen Sohn und – wie alle Eltern hier – keinerlei Unterstützung durch Großeltern oder Familie vor Ort. Inzwischen lässt sich Damian von Tamara ein Bilderbuch zeigen und Jörn schreibt am Laptop einen Text fertig, während Tochter Ella auf seinem Schoß mit großen Augen die Umgebung betrachtet. Leamons Mutter Conni hat sich als Arbeitsmaterial Fachbücher zum Lesen mitgebracht. Jetzt geht es aber erst einmal darum, ihren Jüngsten an die neue Umgebung und Situation zu gewöhnen. „Wir sind heute ja erst den zweiten Tag hier, und alles ist noch sehr fremd“, erzählt sie. Die 33-jährige Spiel- Designerin entwickelt als Freiberuflerin Entwürfe für Firmen und  will mit Hilfe des Eltern-Kind-Büros die Weichen neu stellen, um Familie und Beruf leichter zu vereinbaren. Seit vier Jahren lebt sie mit ihrer Familie in Bamberg: Leamons große Schwester ist im Kindergarten, der Mann arbeitet Vollzeit, und die Großeltern leben weit entfernt. Conni: „Wir wollen die Kinder in den Jahren bis zum Kindergarten bei uns daheim haben, aber zuhause komme ich allein mit Leamon zu nicht viel, deshalb probieren wir jetzt diese Betreuungsform aus.“


In den ersten Gründungsmonaten ihres eigenen Eltern-Kind-Büros setzt auch Loan eher auf Flexibilität statt auf festgeschriebene Konzepte. So steht das Türschutzgitter zwischen dem Büroraum und dem Spielzimmer im Moment immer offen. „Am Anfang war es zu“, lacht sie „und so ist es ja grundsätzlich auch gedacht. Die Kinder spielen in ihrem Zimmer mit Tamara, während die Eltern nebenan arbeiten und nur bei Bedarf gefordert sind. Aber jetzt in den ersten Eingewöhnungswochen brauchen alle Kinder die Sicherheit, ihren Elternteil jederzeit unmittelbar erreichen zu können. Deshalb lassen wir es erst mal so.“ Die Webseiten-Programmiererin möchte noch einige Ideen umsetzen, etwa ein Regal, in dessen Fächern die Nutzer ihr Arbeitsmaterial deponieren können und die Ausweitung der Nutzungszeiten. „Da ist noch Spielraum für uns, auch an Nachmittagen“, bestätigt sie auf Nachfrage, „wir werden das Betreuungsangebot im Laufe der Zeit noch weiter entwickeln.“  Kerstin Bönisch

Das Eltern-Kind-Büro „Little Birdies“ hat noch freie Kapazitäten – bei Interesse bitte über Facebook oder Email info@little-birdies.de bei Loan Pham Duc melden. Mehr Infos unter www.little-birdies.de


Info-Kasten:

Den Namen „Little Birdies“ leitete Loan von ihrer Programmier-Firma „Birds-Design und Programmierung“ (www.birds-webdesign.de) ab, die sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Lisa Vrabec betreibt. Deren tschechischer Nachname heißt auf Deutsch nämlich „Spatz“, während das vietnamesische Loan im Deutschen „Phönix“ bedeutet.

Mehr Infos über das Arbeiten im Eltern-Kind-Büro finden sich z.B. unter www.rockzipfel-leipzig.de oder www.she-works.de oder www.coworking-mit-kind.de.

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