Drei Fragen an…

Schule & Entwicklung
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Drei Fragen an…

Detlef Träbert, der mehr Freude am Lernen für machbar hält

Detlef Träbert stieg 1996 aus dem Schuldienst aus und gründete auf der Grundlage der humanistischen Pädagogik und Psychologie die freiberuflich betriebene Beratungsstelle SCHUBS, die er zunächst in Stuttgart und seit 2015 in Köln etabliert hat. Sein aktuelles Buch heißt „Mehr Freude am Lernen! So motivieren Sie Ihr Kind“.  

Kinder, die mit Freude für die Schule lernen – ist das überhaupt möglich?

Das ist sehr wohl möglich, was man vor allem in der Grundschule sehen kann – da ist die Art mit Kindern zu arbeiten auch eine ganz andere als an den weiterführenden Schulen. Schulen mit niedrigem intellektuellen Anspruch, wie z.B. den Mittelschulen, gucken mehr auf das Wesen der Kinder und wie sie die Welt sehen. Die Mittelschule wird oft unter Wert verkauft, obwohl sie bei den Regelschulen häufig die beste Pädagogik bietet. Die Freude am Lernen vermiest Kindern vor allem der Leistungsdruck, wenn es nur um gute Noten geht und nicht darum, Wissen zu erfahren.

Wie können Eltern Kindern Lust auf Schule machen?

Indem sie die Neugier der Kinder nutzen. Wenn Kinder neugierig sind, wollen sie lernen und finden selbst viel heraus. Kinder brauchen Bezugspersonen, die ihre Findigkeit unterstützen, statt sie mit fertigen Antworten abzuspeisen. Eltern können die Neugier ihrer Kinder erhalten, indem sie Themen oder Objekte, die sie gerade interessieren, ernst nehmen. Ein Hauptproblem ist, dass Kinder in der Grundschulzeit zu viele Termine und Interessen haben, statt sich mit EINER Sache intensiv beschäftigen zu können. In der Grundschulzeit brauchen Kinder Zeit, um ihre Interessen zu entdecken und vertiefen.

Wie können Eltern auf die klassische Null Bock auf Schule-Haltung reagieren?

Wenn sich ein Kind mit der Grundhaltung „Ich will nicht“ dagegen wehrt, Zeit für schulische Inhalte aufzuwenden, ist das nur durch intensive und immer wiederkehrende Gespräche zu hinterfragen. Kinder sind oft nicht belehrbar, egal, was wir ihnen sagen, deshalb müssen wir unsere Sicht der Welt erklären. Der Hauptstress, den Eltern mit pubertierenden Kindern haben, ist mangelnde Geduld. Man kann ihnen reden – auch in der heutigen Smartphone-Generation. Dafür muss ich mir die Zeit nehmen und mich von dem Gefühl frei machen, dass ich eigentlich Wichtigeres zu tun hätte. In der Pubertät probieren Kinder aus, wie die Welt funktioniert und sich ihnen gegenüber verhält – häufig provokant. Als Eltern müssen wir ihnen dann bestätigen: „Wir sind für dich da und geben dich nicht auf.“ Das können wir auch mit Forderungen verbinden, wie z.B. die Zielerreichung in der Schule.

Das Gespräch führte Kerstin Bönisch

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