„Doula zu sein ist eine Herzensaufgabe“

Baby & Kleinkind
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Ein Kind zu gebären, ist eine gleichermaßen körperliche wie psychische Höchstleistung für jede Frau. Für diese aufregenden Stunden wünschen sich werdende Mütter vertraute Menschen an ihrer Seite, die für ihre Bedürfnisse da sind und sie unterstützen. Neben den Hebammen übernehmen dies auch häufig sogenannte Doulas – geburtserfahrene Frauen, die für die werdenden Mütter einen echten Liebesdienst leisten. In der Region Bamberg bieten sich derzeit zwei Doulas als Geburtsbegleiterin an.

„Ich habe schon vor vielen Jahren einige meiner Freundinnen bei der Geburt ihrer Kinder begleitet, damals wusste ich nicht, dass ich damit eine Doula war“, erinnert sich Elke Ringer schmunzelnd. Die Mutter zweier erwachsener Kinder liebt Babys und machte deshalb die Familien-Neugeborenen- & Geburtsfotografie zu ihrem Steckenpferd. Als Fotografin sollte sie auch Mitte letzten Jahres eine Geburt begleiten, doch plötzlich lief alles anders als geplant. „Die werdende Mutter hatte viel Angst und Selbstzweifel. Die Wehen zogen sich über anderthalb Tage hin, es kam zunächst zu einem Geburtsstillstand und dann zu einer Geburtseinleitung. Nach all dem war sie bereits völlig fertig und demotiviert“, erinnert sich Elke Ringer. „Ich war mit meinem ganzen Herzen bei ihr und hab sie gestärkt, damit sie durchhält und neue Kraft für die Geburt schöpfen konnte. Darüber hätte ich fast das Fotografieren vergessen“, schmunzelt sie. Der Begriff „Doula“ kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet Dienerin. Das mutet sich für moderne Frauen erst einmal seltsam an, macht aber Sinn: Doulas dienen während der Geburt der werdenden Mutter: Sie kümmern sich ausschließlich um ihre Bedürfnisse und darum, dass es ihr gut geht. Elke Ringer hat ihre Doula-Ausbildung bei dem Verein Doulas in Deutschland abgeschlossen. Der Verein betreibt neben der Ausbildung vor allem Aufklärungsarbeit, etwa, ob Väter sich durch eine Doula bei Geburten als drittes Rad am Wagen fühlen. Tatsächlich kann die private Geburtsbegleiterin aber auch den werdenden Vater unterstützen. „Es hängt immer von der Situation ab, wofür eine Doula gerade am stärksten gebraucht wird, und das macht sie dann“, betont Elke Ringer. Auch die 44-jährige Katharina Krapp arbeitet seit 2018 als Doula für die Region Bamberg – sie hat sich bei dem Doula-Netzwerk Die Bauchflüsterinnen® ausbilden lassen. Bei der zweifachen Mutter waren die eigenen Geburtserfahrungen der Auslöser für den Wunsch als Geburtsbegleiterin zu arbeiten. „Mein erstes Kind kam als ungeplante Kaiserschnitt-Geburt auf die Welt. Seitdem war in mir der Wunsch, Frauen bei der Geburtsplanung und der Geburt zu unterstützen, damit auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird“, erinnert sie sich. „Allerdings musste die Ausbildung warten, bis meine Kinder alt genug waren, um nachts alleine zu bleiben, denn Doula heißt für mich Rufbereitschaft.“ Inzwischen hat sie als Doula bereits drei ganz unterschiedliche Geburten begleitet. „Es fühlte sich an, als hätte ich das schon immer gemacht, obwohl es bei einer Geburt echte Komplikationen gab. Hier war die gemeinsame Arbeit mit einer tollen Hebamme ein Erlebnis. Sie hat unglaublich viel Ruhe mitgebracht und wir haben uns bei der Hilfe für die Frau gut unterstützt“, findet sie.

Eine enge Zusammenarbeit zwischen der Doula und der Hebamme als fachlich versierte Geburtshelferin ist für gebärende Frauen eine gelungene Geburtshilfe. Die 1:1 Betreuung der nicht-medizinischen Helferin können Hebammen im Klinikbetrieb nicht leisten. Der Trend zu Doulas begann in den USA – auch, weil in den dortigen Geburtskliniken gut ausgebildete Hebammen Mangelware sind. Dass auch in Deutschland die Nachfrage nach Doulas seit einigen Jahren steigt, bestätigt die schwierige Berufssituation heutiger Hebammen hierzulande. In Kliniken erhalten sie für den anstrengenden Schichtdienst ein schmales Gehalt. Als freie Hebamme verdienen sie zwar mehr, haben aber mit Arbeitsüberlastung und immensen Haftpflichtversicherungsbeiträgen zu kämpfen. Bedingungen, die immer weniger Frauen motivieren, den Hebammenberuf zu wählen. Für werdende Mütter ist die Suche z.B. nach einer Beleg-Hebamme, die sie in der Klinik während der Geburt durchgängig unterstützen kann, mittlerweile schwierig. Das Angebot der Doulas ist somit eine hilfreiche Ergänzung, weil sie die Gebärende intensiv und individuell begleiten kann. So eine exklusive Betreuung honoriert keine Krankenkasse einer Hebamme – und auch den Doulas nicht. Obwohl sie ihren Dienst eher als Herzensaufgabe verstehen und oft für einen Freundschaftspreis leisten, liegen die Kosten dennoch bei ein paar hundert Euro, die die werdenden Eltern aus eigener Tasche bezahlen müssen.

Kerstin Bönisch


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