Achtung, Baby…
Trotz Google & Co lassen sich viele Fragen werdender Eltern am besten im persönlichen Gespräch beantworten
Früher, wenn sich bei Paaren der erste Nachwuchs ankündigte, hatten die werdenden Eltern ihre Mütter in der Nähe, die ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilten und hilfreich zur Seite standen. Häufig bildeten sie gemeinsam mit Omas und Tanten eine hilfreiche Koalition, die die junge Familie unterstützte und auffing. Heute sind viele werdende Eltern auf sich gestellt, und selbst wenn die ältere Mütter-Generation beraten möchte, kennt sie sich mit den vielen neuen Angeboten und Entwicklungen heute gar nicht mehr aus. Jacqueline Nürnberger, die seit mehr als zwanzig Jahren als Fachverkäuferin die „Babywelt“ des Ertl-Zentrums betreut, ist mit den Fragen und auch Sorgen der jungen Eltern rundum vertraut. „Manche Familien haben sich vorab bereits online informiert und wollen die gewünschten Produkte auch anfassen und genau betrachten. Andere kommen her und wissen wirklich gar nichts, denen gebe ich erst einmal unsere Check-Liste in die Hand“, erzählt die muntere Fachverkäuferin. Schlafsack, Babyphone, Babyschale, aber auch Haarbürste, Nagelschere und Flaschenbürste finden sich auf der langen Liste der Erstausstattung, die sie parat hält. „Gerade die kleinen Dinge werden gerne vergessen“, weiß die erfahrene Beraterin, die etwa zwanzig Baby-Geschenktische in der Abteilung aufgebaut hat, die sie rechtzeitig vor der Geburt mit den Eltern zusammenstellt. Seit knapp drei Jahren bemerke sie einen regelrechten Babyboom: „Ich führe jeden Tag mindestens zehn Elterngespräche, die oft recht persönlich sind und bei denen es vor allem darum geht, eine umfassende Kenntnis weiter zu geben und Zusammenhänge zu vermitteln.“ Entscheidender Aspekt sei bei allen werdenden Eltern heute die Sicherheit, erzählt Jacqueline Nürnberger: „Die Eltern wollen ein Babyphone, Treppenschutzgitter, Nachtlichter und auf maximale Sicherheit getestete Autositze. Da wird nicht einfach irgendetwas gekauft.“ Auch das Schreckgespenst des plötzlichen Kindstodes bringe jedes Paar mit in die Abteilung, berichtet sie. Obwohl die Häufigkeit der mysteriösen Säuglingstode seit vielen Jahren rückläufig ist und viele der so genannten Maßnahmen zur Risikovermeidung nicht unumstritten sind, werden den Eltern zur Vorbeugung vielfältige Möglichkeiten der Ausstattung angeboten, z.B. mit Überwachung der Atmung, einem Beistellbettchen für das Elternbett oder speziellen Kopflagerungskissen für die Rückenlage. Auch das Verwenden von Puck- und Schlafsäcken sei deshalb inzwischen Standard, weiß die erfahrene Beraterin. „Bettdecken verwendet inzwischen niemand mehr – aus Sicherheitsgründen.“
Eher lustig sei hingegen die Beratung bei den Windeleimern, da die werdenden Mütter und Väter hier häufig recht gegensätzliche Standpunkte mitbringen. „Die meisten Väter sind anfangs absolut überzeugt, dass es kein Problem für sie sei, den Eimer täglich zu leeren“, schmunzelt sie. Die neuen Entwicklungen bei der Mülltrennung zeigen sich jedoch auch bei den Windeleimern: Inzwischen werden so gut wie keine mehr ohne die mit Tüten gefüllten Kassetten gekauft, mit denen sich die Hinterlassenschaften des Nachwuchses sauber und vor allem geruchsdicht entsorgen lassen. „Spätestens, wenn die Kinder älter werden und von der Milch auf richtiges Essen wechseln, hat das entscheidende Vorteile“, weiß Jacqueline Nürnberger. Grundsätzlich tragen die modernen Entwicklungen dazu bei, dass es für junge Eltern heute ungleich leichter ist, die Bedürfnisse der Jüngsten in ihren Alltag zu integrieren. Sei es durch die neuen Autositze, die inzwischen nicht nur über einen doppelten Seitenaufprallschutz verfügen, sondern auch längst nicht mehr mühsam auf dem Rücksitz installiert werden müssen. Jacqueline Nürnberger: „Inzwischen hat jedes neue Auto eine integrierte Vorrichtung zum Befestigen einer Iso-Station, auf die man die Babyschale nur noch aufstecken muss.“ Viele moderne Hilfsmittel erleichtern mittlerweile die zahlreichen täglichen Handgriffe am Baby und für seine Bedürfnisse, wie z.B. elektrische Babywippen oder Verbesserungen beim Sterilisieren der Fläschchen. Viel Grund zu lachen gibt es bei der handlichen Silikon-Brust, an der Jacqueline Nürnberger mit den werdenden Müttern das Bedienen der Milchpumpe ausprobieren kann.
Nicht nur beim Thema Sicherheit und Vereinfachung überholen die neuen Entwicklungen viel althergebrachtes Wissen, auch in der Farbgebung und im Design zeigen sich im heutigen Baby-Alltag viele Veränderungen. Lustig ist, dass das vor zehn Jahren total verpönte Bärchen-Motiv wieder sehr im Kommen ist, genau wie die Modefarbe Grau, die sich auf vielen Produkten für die jüngsten Erdenbürger doch etwas seltsam anmutet. „Babys und Kleinkinder reagieren vor allem auf die Farbe Rot“, bestätigt Jacqueline Nürnberger meine Anmerkung. Sie zeigt aber auch zahlreiche Beispiele von der Spieldecke bis zum Essgeschirr, die belegen, dass Frauen auch mit einem Baby sehr stylisch unterwegs sein können. Hier ist – wie ein Blick in der Abteilung zeigt – rund um Schwangerschaft und Geburt ein reiches und vielfältiges Marktsegment entstanden, das kaum einen Wunsch offen lässt. Spannend ist z.B. auch die Metamorphose des einstigen Wickelrucksacks, der heute nicht nur als sehr viel handlichere Wickeltasche daherkommt, sondern auch dermaßen auf schick designed wurde, dass diese von einer eleganten Handtasche kaum noch zu unterscheiden ist. Eine ähnlich erstaunliche Verwandlung erlebte der ehemals unscheinbare Beißring, der ohne die hilfreiche Beschreibung auf der Verpackung als solches kaum mehr zu erkennen ist. Beißringe heißen heute z.B. „Sophie, die Giraffe“, können quietschen und bestehen selbstredend aus reinem Naturkautschuk, der gerne auch im Design von Elefant, Schaaf oder Kuh das Einschießen der Zähnchen erleichtern soll.
Was ist nun das Fazit unseres Besuchs in der Babywelt? Eltern sind sicherlich gut beraten, das Thema Sicherheit bei ihrer Planung für das neue Leben mit Baby ganz oben auf die Prioritätenliste zu setzen, auch wenn wir alle wissen, dass wir uns und unsere Liebsten niemals ganz und gar vor Unglücken bewahren können. Dennoch erleichtern uns viele Novitäten heute den Alltag mit Baby und schützen unsere Jüngsten besser denn je. Wie sehr unser Baby und seine kleine Welt bei uns daheim modisch oder gar stylisch ausgestattet ist, ist allen werdenden Familien selbst zu überlassen. Wichtiger als Farben und Formen ist jedoch sicherlich der Blick der jungen Eltern auf die Bedürfnisse ihres Babys und der unbedingte Wille, ihm ihre unerschütterliche Zuwendung und Fürsorge zu schenken. Dies ist auch das Credo von Jacqueline Nürnberger in ihren beratenden Gesprächen mit den werdenden Müttern und Vätern, die sich bei der Fachverkäuferin nach der glücklichen Geburt mit bunten Karten herzlich für ihre Unterstützung bedanken. „Über diese vielen Dankeschön-Varianten, die wir an unserer Ladensäule sammeln, freue ich mich jeden Tag.“